Hackathon konkret

Smart City in OWL: die alte Hansestadt Lemgo.
Ist die Stadt Lemgo zu voll? Sensoren geben Auskunft.


Distanz zu halten ist derzeit in der Corona-Krise eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz aller. An Beispiel der Mittelstadt Lemgo wird deutlich, wozu ein Hackathon dienen kann und wie es konkret aussehen kann, wenn über ein Problem nachgedacht wird. Björn hat das sehr schön auf den Punkt gebracht:

  1. Bringt mein Verhalten überhaupt etwas?
  2. Wie halten es meine Mitbürger*innen?

Daraus leitete er die Forderung ab:

  1. Jeder soll sich schnell eine Übersicht verschaffen können, wie viele Leute sich in Lemgo aufhalten.
  2. Man sollte verschiedene Orte vergleichen können.
  3. Man sollte Freunde auf die Lage aufmerksam machen können.
  4. Übersicht über die Effektivität von Maßnahmen?

Als Datenquellen dienten bereits öffentlich zugängliche Daten, die einen direkten oder mittelbaren Rückschluss auf Aktivitäten des öffentlichen Lebens erlauben. Weitere Datenquellen sind jederzeit integrierbar und willkommen.

Getreu dem Motto “was man nicht messen kann, kann man auch nicht steuern!”, machten sich die Ingenieure und Informatiker des Fraunhofer IOSB-INA Gedanken dazu, wie man in der Stadt Distanz halten kann.

In Lemgo gibt es bereits Sensoren,die Passantenaufkommen in der Innenstadt festhalten oder an Verkehrsknotenpunkten Fahrzeuge zählen. Seit mehr als einem Jahr zeichnen sie valide Daten auf. Seit Februar werden diese Daten tagesaktuell in einem Dashboard an den Krisenstab der Alten Hansestadt weitergegeben.

So wird Social Distancing mess- und anfassbar und kann die Entscheidungsfindung von Kommunen unterstützen.

Das Messprinzip ist sehr einfach und umso genauer je mehr Daten vorliegen: Der seit Eintritt der Krise gemessene Aktivitätswert an einem Wochentag wird in Relation zu der Aktivität an einem üblichen gleichen Wochentag (Mittelwertbildung) vor der Krise gesetzt. Ist der Wert kleiner als 100% oder kleiner als 1, dann ist die Aktivität an dem Messort geringer als üblich und damit die physische bzw. soziale Distanz im öffentlichen Raum höher als üblich.

Die Idee lässt sich leicht auf andere Kommunen übertragen.

Mit dieser Idee haben sich einige Mitarbeiter des Fraunhofer IOSB-INA ehrenamtlich in das Team #WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung eingebracht, welches bereits eine sehr ähnliche Idee verfolgte.

In Teamarbeit entstand ein Social Distancing Dashboard – also eine konfigurierbare, digitale Veranschaulichung der Wirkung der gesellschaftlichen Maßnahmen zur Abflachung der Infektionskurve. Auf dem Portal www.everyonecounts.de werden hierfür öffentlich erhobene Daten aus ganz Deutschland zusammengetragen und in einer Art Cockpit visualisiert – zum Beispiel anonymisierte Passantenfrequenzmessungen, Bahnverkehr und Daten von Google.

Außerdem stellt das Projekt Reallabor @LemgoDigital eine Arbeitsgrundlage für tausende Data-Scientists dar. Die Daten sind über offene Schnittstellen direkt für eigene Analysen und Anwendungen verfügbar gemacht worden.

An der Einbindung der Daten, die Einrichtung der Infrastruktur der Anwendung sowie des Backends auf Amazon Web Services beteiligte sich das Fraunhofer IEE aus Kassel. Außerdem ist hier eine Plattform für die wissenschaftliche Community entstanden, die weitere aussagekräftige Analysen fahren kann. Nicht zuletzt kann dies eine hilfreiche Planungs- und Entscheidungsgrundlage für Verwaltungen und Kommunen sein.

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