#unerhört: eindeutig doppeldeutig!

Er war nie wirklich ganz weg: der Podcast. Zuhören hat wieder Fans, auch, weil das Format eine tolle Spielwiese ist.

Ein schönes Beispiel ist die UNERHÖRT-Kampagne der Diakonie. Sie will wachrütteln und tritt für eine offene und vielfältige Gesellschaft ein. Kampagnenreferentin Iris Möker schrieb mir dazu: “Unsere Interviewpartner:innen wollen in erster Linie gehört und mit ihren Themen ernst genommen werden.” Die Kampagne war für zwei Jahre als politische Kampagne angelegt und sollte ein Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme schaffen. Themen wurden über Audios, Videos, Plakate und Diskussionsforen transportiert. Bis Ende des Jahres dauert die Evaluation, also, wie erfolgreich die Aktion war, aber ein erster Eindruck ist positiv.

Jede Lebensgeschichte hat ein Recht darauf, gehört zu werden – auch wenn sie Widerspruch herausfordert. Die meisten Interviewpartner:innen findet die Diakonie nach eigenen Angaben über diakonische Einrichtungen und Verbände. “Gemeinsam mit den Fachleuten, die vor Ort arbeiten, überlegen wir, wen wir ansprechen können”, erklärt Iris Möker.

Zu hören, wie ein Paketbote seinen Alltag schildert, sein Gefühl, das letzte Licht zu sein, auf dem viele rumtrampeln, das erfordert ein dickes Fell. Sich ganz auf die Stimme von “Daniel” zu konzentrieren, auf die Wut, die mitschwingt, die klaren Worte, die er findet, das ist eindrucksvoll.

Das gilt auch für Mustafa Yilmaz, einen jungen Mann mit türkischen Wurzeln, der sich Sorgen macht wegen des Rechtsrucks in vielen Ländern. Er sagt, Heimat ist in beiden Ländern ein Thema und nur darüber, dass man sich begegnet und über Ängste spricht, Verständnis schafft. Dabei sind die Positionen gar nicht so verschieden, wenn ein deutscher Vater oder ein türkischer über die Ängste um ihre Töchter sprechen.

Mir gefällt das Spiel mit der Doppeldeutigkeit von #unerhört. Einerseits schwingt da ein erboster Unterton mit, der verurteilt. Andererseits der Hinweis, dass Menschen nicht gehört werden.

Um den podcast zu hören, muss man sich bei sound cloud registrieren, was nicht so toll ist.

©Diakonie/ Kathrin Harms.

Die Kampagne fußt aber nicht nur auf podcast. Es gibt auch Videos und Texte. Mir gefallen aber die Hörstücke, weil in den Stimmen so unendlich viel mitschwingt. Wirklich wert zuzuhören.

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